Seit ich Mutter bin, überlege ich mir, wie ich meinem Kind einen gesunden Umgang mit Geld beibringen kann. Ich habe mich dazu durch viele Artikel gelesen, Informationsveranstaltungen besucht und mich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen und jene Erkenntnisse, die ich besonders wertvoll finde.
Der richtige Umgang mit Geld ist nicht angeboren, sondern eine Kompetenz, die angeeignet werden muss. Folgende Kompetenzen solltest du deinem Kind mit auf den Weg geben:
- Geld einteilen und Prioritäten setzen
- Auf Dinge warten oder verzichten
- Nur Geld ausgeben, das sie selbst besitzen
- Wissen, welche Kosten sie im Leben erwarten
Mit diesen Tipps kannst du diese Kompetenzen vermitteln:
1. Sei ein gutes Vorbild für dein Kind
Kinder und Jugendliche lernen durch Beobachten und Nachahmen. Reflektiere daher deinen eigenen Umgang mit Geld immer wieder.
Sprich deine Gedankengänge laut aus. So kann dein Kind an deinen Überlegungen teilhaben, Entscheidungen erfassen und nachvollziehen.
Beispiel: Du gehst für das Mittagessen einkaufen und siehst im Laden besonders schöne Servietten ausgestellt. Du widerstehst dem Impuls, sie in den Einkaufskorb zu packen und erklärst deinem Kind: «Oh, diese Servietten gefallen mir. Am liebsten würde ich sie gleich in den Korb packen, aber ich bin hier, um unser Mittagessen zu kaufen. Servietten habe ich zu Hause noch genug.» Dann gehst du weiter.
Dein Kind hat mitbekommen, dass du gerade einem Impuls standgehalten hast und konnte beobachten, wie du damit umgegangen bist.
2. Sprich mit deinem Kind altersangepasst über Geld
Der Familienalltag bietet viele Möglichkeiten, um über Geld zu sprechen und einen achtsamen Umgang zu vermitteln. Am besten nutzt du dafür Situationen, in denen Geld sichtbar oder Teil einer Entscheidung ist, zum Beispiel beim Lebensmitteleinkauf.
Schon Kleinkindern kann man so Geld spielerisch näher bringen. Durch die Beobachtung lernen schon die Kleinen die Funktion als Tauschmittel zum Beispiel im Supermarkt kennen.
Ab einem Alter von 4 Jahren können Kinder verstehen, dass man nicht alles sofort haben kann und man manchmal warten muss. Ab diesem Alter kannst du schon damit beginnen, mit deinem Kind über Geld zu sprechen.
Im Schulalter lernen Kinder die unterschiedlichen Wertigkeiten von Scheinen und Münzen kennen. Hier kannst du andocken und die Gelegenheit nutzen, um dein Kind über Lebenskosten aufzuklären. Am besten führst du darüber regelmässig Gespräche mit deinem Kind, sodass es nach und nach versteht, welche Kosten es im Leben erwartet.
3. Frage dein Kind nach seinen Wünschen
Interessiere dich aktiv für die Konsumwünsche deines Kindes. Führt gemeinsam eine Wunschliste und setzt euch bewusst damit auseinander. Stelle deinem Kind folgende Fragen:
- Was kostet jedes Ding auf der Wunschliste?
- Warum willst du es haben?
- Warum willst du es genau jetzt (dies vor allem bei einem Wunsch aus dem Impuls heraus)?
- Worauf würdest du dafür verzichten?
- Ist es dir das wert?
4. Erfülle nicht sofort jeden Wunsch
Kinder sind sehr empfänglich für Konsumreize. Um so wichtiger, dass du deinem Kind nicht sofort jeden Wunsch erfüllst. Unterstütze dein Kind stattdessen dabei, zu warten und Prioritäten zu setzen. So lernen Kinder, Geld einzuteilen und zu sparen. Sich für den Kaufentscheid Zeit zu nehmen, schützt oft auch vor Fehlkäufen.
5. Lasse dein Kind Erfahrungen mit Geld machen
Dein Kind braucht Begleitung beim Erlernen im Umgang mit Geld. Nimm ihm jedoch nicht jede Entscheidung ab, sondern lass es selbst Erfahrungen machen. Sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen sind wichtig. Fehler kann man korrigieren lernen und Fehlentscheide im Kindesalter sind meist weniger gravierend, als wenn sie im Erwachsenenalter gemacht werden.
Hier erfährst du mehr darüber, wie du dein Kind in verschiedenen Lebensabschnitten finanziell begleitest.
6. Gemeinsam nach Lösungen suchen
Besser als dein Kind mit Konsumgütern zu verwöhnen, ist das Vertrauen zu stärken. Schenke deinem Kind Zeit anstatt Dinge. Macht euch gemeinsam Gedanken:
- Was ist dir persönlich wichtig?
- Was ist für dich wertvoll?
- Was macht dich glücklich?
- Gibt es wertvolle Dinge, die nichts kosten?
Räume nicht alle Hindernisse allein aus dem Weg, sondern suche mit deinem Kind gemeinsam nach Lösungswegen.
7. Gib deinem Kind Verantwortung
Wenn du deinem Kind Verantwortung übergibst, motiviert das. Ein kleines Kind kann während des Einkaufs das Portemonnaie hüten und am Schluss an der Kasse bezahlen (ich empfehle Bargeld). Später kann es eigenständig beim Bäcker die Brötchen einkaufen gehen. Verantwortung für sein eigenes Geld bekommt das Kind mit Einführung des Taschengeldes oder später mit dem Jugendlohn.
Unerhoffte positive Effekte aufs eigene Verhalten
Je mehr Gedanken ich mir gemacht habe, was ich meinem Sohn im Umgang mit Geld mit auf den Weg geben möchte, desto achtsamer wurde auch ich im Umgang mit meinen eigenen Finanzen. Natürlich gelingt mir auch nicht jeden Tag alles und bei all den Grundsätzen müssen Ausnahmen zwischendurch Platz haben. Dennoch habe ich gemerkt, wie sich auch mein eigenes Verhalten dadurch gebessert hat.
Wenn dir zumindest Tipp 1 gelingt (ein gutes Vorbild zu sein), dann bist du auf einem guten Weg!
Abschliessend noch die Empfehlung zu zwei weiteren Websites, die mir bei meinen Recherchen nützlich waren: moneychat.ch und projuventute.ch/geld-konsum.
Wenn dir meine Tipps eine Hilfe sind, freue ich mich, wenn du unseren monatlichen Newsletter abonnierst!